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Sniper Duisburg auf 300 Meter Bahn Wittloge

Sniper Duisburg auf 300 Meter Bahn Wittloge

Bericht eines Vereinsmitglieds zum erstmaligen Besuch auf der Schießanlage Wittloge bei Minden

von Frank „Lulu“ Ludwig

Im Oktober 2019 beschloss eine kleine Delegation von Mitgliedern des SSV Sniper Duisburg – genauer gesagt mein Bruder Dirk und ich 🙂 –  dem Vereinsnamen alle Ehre zu machen und mal auf weitere Distanz zu schießen; falls man bei 300 Metern schon davon reden kann. Aber Sniper klingt schon nach Langdistanz und der Name verpflichtet.

Wer auf Hunderten von Metern schießen möchte wird schnell feststellen, dass entsprechende Schießstände in Deutschland eher selten sind. Eigentlich sollte das Land nach der Schließungswelle zahlreicher Bundeswehrkasernen mit frei nutzbaren, ehemaligen Standortschießanlagen übersät sein, jedoch ist die Übernahme durch zivile Betreiber offensichtlich derart kompliziert gestaltet, dass man schon fast Absicht unterstellen möchte. Einfach erklärt… wenn die BW raus ist, erlischt die alte Nutzungsgenehmigung mit den alten Auflagen und jeder neue Nutzer müsste ein komplett neues Genehmigungsverfahren, selbstverständlich unter Einhaltung der neuesten Anforderungen, durchlaufen. Die Auflagen, die heute zu erfüllen wären, sind nur mit vielen aufwendigen und teuren Baumaßnahmen zu erfüllen. Das schreckt schon von vorneherein viele potentielle Investoren ab.

Die Suche nach einem geeigneten Stand

Also begann unser Vorhaben auf Minimum 300 Meter zu schießen erst einmal mit der Suche nach geeigneten Anlagen, die auch für uns als Gastschützen zur Verfügung stehen. Nach intensiver Suche im Netz, ließ sich das Angebot auf rund ein halbes Dutzend Stände einschränken.

Zur Schießbahn Wittloge sind es 230 km
7000 Joule ist mal ne ganze Menge

Der erste Anbieter, bei dem wir versuchten noch einen Termin zu bekommen, war die Anlage in Wittloge bei Minden. Die Anlage wird von der Kreisjägerschaft Minden-Lübbecke betrieben, verfügt über 100 m, 200 m und für uns natürlich besonders interessant 300 m Bahnen, auch mit elektronischer Trefferanzeige und sogar bis Kaliber .50 Browning freigegeben.

Das hörte sich doch schon mal gut an und wider Erwarten sagte uns die freundliche Dame am Telefon kurzfristig zwei 300 m Bahnen für eine Stunde zu. Vor Ort verlief alles total unkompliziert. Im Gegensatz zu den Vorbereitungen, die der ganzen Sache voraus gingen. Ich wollte beide Gewehre, die zum Einsatz kommen sollten, vorher auf Hundert Meter einschießen, was mir aber aus zeitlichen Gründen nicht mehr gelang.

Warum eigentlich Hundert Meter?
Mal was anderes als 50 Meter

Wegen der runden Zahl? Ich habe im Nachhinein keine Ahnung warum es 100 m sein sollten. Ich wollte vor Ort die Korrekturwerte für Höhe und Seite ohnehin mit einem Kestrel berechnen, und dem ist die Einschießentfernung egal, solange nur der richtige Wert eingegeben wird. Für 300 m einen Kestrel Ballistikrechner zu verwenden mag übertrieben klingen, aber das Ding war teuer und rechnet sich nur wenn man es auch benutzt. Außerdem schult es den Umgang mit dem Gerät. Dem geht aber allerdings etwas voraus, dass kein Mann gerne macht, das Lesen von Gebrauchsanweisungen. Ich schloss die Chuck Norris Methode – „das Gerät solange anzustarren bis es mir freiwillig verrät wie es funktioniert“ aus, und gab alle Grunddaten derer ich habhaft werden konnte, ein. Also Dralllänge, Geschossgewicht u.s.w..

Das Testequipment

Die Möglichkeit im Menü mehrere Waffen für verschiedene Munitionssorten einzurichten, erwies sich als vorteilhaft. Als Munition hatten wir die Federal Gold Medal Match mit 168 gr., die Cineshot mit 147 gr. und die alte DM 41 mit 147 gr. aus Surplusbeständen eingeplant. Als kritischer Faktor erwies sich die Mündungsgeschwindigkeit. Die Herstellerangaben erweisen sich meist als sehr unzuverlässig. Nach C.I.P. ( traut niemandem der ohne nachzusehen weiß, was das heißt. Der muss total verrückt sein ) werden die Geschosse aus Messläufen ratifiziert, die i.d.R. andere Standards wie Innengeometrie, Dralllänge, Lauflänge u.s.w. haben als eure Waffen. Wenn man es genau wissen möchte, sollte man sich keine Gelegenheit entgehen lassen, die genaue V0 für die eigene Waffe in Kombination mit den bevorzugten Munitionssorten zu ermitteln. Möglichst viele Konstanten und möglichst wenig Variablen und die Rechnung geht auf. Kaum zu glauben, dass Mathe sich mal als nützlich erweist. Aber das Rechnen übernimmt ja der Ballistikrechner.

Um möglichst viele Konstanten zu erlangen, wurde auch neben der alten DM 41 die Cineshot für das HSG mit dem Hensoldt Z24 verwendet, da bei gleichem Geschossgewicht die Schnellverstellung des ZF wieder passen sollte. Wie zu erwarten funktionierte das natürlich kein Stück. Das TRG wurde überwiegend mit der Federal mit 168 gr. aus 51 cm Lauflänge geschossen. Dafür gab das Kestrel 17.25 an, gerundet 17 Klicks hoch und für die Seite 0.82 also 1 Klick nach links.

Sako TRG 22 in .308 mit Steiner 4-16 x 50

Auch wenn durch die seitliche Schießbahnbegrenzung der Seitenwind zu vernachlässigen war, gab es immer noch die Spindrift, die es zu kompensieren galt. Mit nicht einmal einem Klick nach Links mag sich das nicht viel anhören, aber ein Klick ist auf 300 m auch schon wieder 3 cm und dass läppert sich. Wenn so ein Gerät wie das Kestrel schon das Denken für uns übernimmt, sollten wir auch darauf hören. Ich war selbst ein bisschen überrascht, mit dem ersten Schuss schon in der 10 zu sein. Die V0 für das TRG war auch nur von einer anderen Büchse mit der selben Lauflänge übernommen, die mit der gleichen Munition in Rosenberg auf 500m mit einem Labradar Chronograph gemessen wurde. War nur ein Näherungswert, war aber anscheinend präzise genug.

HSG 41 von Luxdeftec natürlich auch in .308 mit Hensoldt Z 24

Im weiteren Verlauf wurden mit dem Sako nur 10 er und 9 er geschossen. Beim HSG, das hauptsächlich von meinem Bruder geschossen wurde, war die Sache zumindest in der Vorbereitung ungleich komplizierter. Dabei hätte es so einfach sein können. Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?

Ich hatte mir viele Gedanken gemacht, die auch zu vielen Irrwegen führten. Das Absehen des Hensoldt Z 24 hat eine Mil Einteilung, also sind 10 Mil auf Hundert Metern ein Meter, also jedes Mil gleich 10 cm, Klickmaß ist 1 Klick gleich 1cm auf hundert Metern. Höhe und Seite rechtsdrehend. Eigentlich alles wie beim Steiner. Nach total unnötigen Irrwegen wurde das HSG am Vortag auf dem heimischen Schießstand wieder auf 50 m eingeschossen, das ZF genullt und fertig. Die Schnellverstellung wurde in Wittloge vernachlässigt und die Korrekturwerte mit dem Kestrel ermittelt. 11.61 für die Höhe und 0.95 für die Seite. Also 12 Klick hoch und 1 Klick links mit 147 gr. aus 45 cm Rohrlänge. Hier fällt auf, dass die leichteren Geschosse trotz kürzerem Lauf, tatsächlich weniger Höhenkorrektur benötigen.

Hier kann man es aushalten. Trocken und kann auch beheizt werden.

Hiermit war man zumindest schon mal im Schwarzen. In der Folge wurden weitere Korrekturen nötig, was auch daran lag. dass die V0 eine Variable war. Selbst für ein original G3 mit der DM 41, findet man unterschiedliche Angaben, in verschiedenen Quellen. Von der ZDV 3/13 der BW bis zu unterschiedlichen Foren im Netz fand ich Angaben, die bis zu 50 m/s voneinander abweichen, von 780 bis 830 m/s war alles dabei. Auch scheint die Cineshot, trotz gleichem Geschossgewicht bei gleichem Haltepunkt, einen anderen Treffpunkt aufzuweisen. Insgesamt scheint die Cineshot recht schnell zu sein und eine gestrecktere Flugbahn zu haben. Ob das an einer anderen Loborierung oder Geschossform liegt weiß ich noch nicht.

Weiter zeigte sich, dass die Schnellverstellung des Z 24 auch mit der DM 41 nicht mit den Klickmaßen übereingestimmt hätte. Wir hätten haufenweise Hochschüsse produziert. Aufgrund der gemachten Erfahrung mit dem HSG halte ich jedoch die BW Einsatzdistanz von 600 m für ein G3 mit dem Z 24 trotz der geringen Vergrößerung durchaus für machbar. Für ein ZF Gewehr auf Gruppenebene absolut ausreichend.

Kestrel 5700: spart sehr viel Arbeit, solange die richtigen Daten eingegeben sind.

Hierbei sind zwei wichtige Dinge festzustellen:

  1. durch die elektronische Trefferaufnahme sind die Treffer auf dem Monitor sofort ersichtlich was eine sofortige Auswertung oder/und Korrektur erlaubt und die Bedienung ist so einfach, dass selbst ein dressierter Affe das könnte.
  2. ist die möglichst genaue Ermittlung der V0 unerlässlich, wenn man sich nicht langsam herantasten und dabei unnötig Munition verschwenden, sondern Erstschusstreffer landen möchte. Selbst wenn man einen Ballistikrechner benutzt, kann der nur mit den Daten rechnen, die zuvor eingegeben wurden. Wenn die falsch sind, werden auch die Ergebnisse falsch sein.

    Einfache Bedienung und sofortige Anzeige der Treffer
Info zum Schießstand

Adresse: Schießstand Wittloge, Riekkamp 99, 32479 Hille

  • 7 x 100m-Bahnen (elektronisch)
  • 3 x 300m-Bahnen (elektronisch) und 2 x 300m-Bahnen (manuell)
  • 2 x 200m-Bahnen (elektronisch)
  • laufender Doppelkeiler
  • für Büchsen bis 20.000 Joule.
Unser Fazit:

Wir streben an die Bahn in Wittloge noch öfter aufzusuchen, einfach um unser Können auf 300 m zu festigen. Weiter ist ein V0 Messgerät anzuschaffen, um auch in dieser Hinsicht unabhängig zu werden und selbständig die genaue V0 von verschiedenen Waffen/ Munitions-Kombinationen zu ermitteln.
Insgesamt ein schöner Tagesausflug auf einer sehr schönen Anlage mit freundlichem Personal und idiotensicherer Trefferanzeige. Vielleicht möchten sich auch weiteren Gleichgesinnte anschließen? Ggf. könnten wir da was gemeinsam vom Verein aus organisieren? Wer Interesse hat, sprecht mich gerne an!

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