V0 Messgerät zur Ermittlung der genauen Mündungsgeschwindigkeit
Erkenntnisse nach dem Besuch auf der Schießanlage Wittloge
von Frank „Lulu“ Ludwig
Da sich bei unserem letzten Aufenthalt auf der 300 m Bahn in Wittloge gezeigt hat, dass für eine exakte Flugbahnberechnung, neben diversen anderen Daten, die Mündungsgeschwindigkeit eines Geschossen eine entscheidende Rolle spielt, wurde beschlossen ein V0 Messgerät anzuschaffen. Ein langsames herantasten soll künftig keine Option mehr sein, Erstschusstreffer werden angestrebt.
Nach unserem Besuch in Wittloge (hier der ausführliche Bericht) begann ich mit einer umfangreichen Marktsichtung im Internet. Diese ergab im wesentlichen zwei Dinge. Zum einen gibt es grundverschiedene Möglichkeiten um die V0 zu ermitteln, zum Anderen spielen die Kosten eine entscheidende Rolle bei der Anschaffung der angebotenen Gerätschaften.
Ich bin im Großen und Ganzen auf vier Möglichkeiten gestoßen, Mündungsgeschwindigkeiten zu messen, denen allerdings auch verschiedene physikalische Prinzipien zugrunde liegen.
Unterschiedliche Möglichkeiten zu messen
Erstens:
Mit Radar, wie z.B. das Lab Radar von Infinition Inc. Das verwendete Messverfahren nutzt den Dopplereffekt und gewährleistet absolute Unabhängigkeit von den Licht- und Wetterverhältnissen. Verschiedene Messdistanzen können angezeigt werden. Z.B. wie schnell das Geschoss auf 100, 300 und 500m ist. Stromversorgung über Batterie oder Netz.
Der Nachteil ist ein relativ sperriges Gerät, das zusätzlich ein Stativ zum Aufbau benötigt und sehr teuer ist. Eine genaue Ausrichtung zur Flugbahn des Projektils ist nötig.
Zweitens:
Lichtschrankentechnik wird beim Shooting Chrony, CED Millenium 2 und AmmoMaster® des Kalifornischen Herstellers RCBS eingesetzt.
Die meisten Geräte mit Lichtschranke benötigen eine zusätzliche Stromversorgung und funktionieren nur bei guten Lichtverhältnissen zuverlässig. Dies kann den zusätzlichen Erwerb von Lichtleisten im sichtbaren oder infraroten Bereich erfordern. Es gibt auch „Bastellösungen“ mit LED-Leisten aus dem Baumarkt, die gut funktionieren sollen.
Allerdings ist die Stromversorgung auf manchem Schießstand ein Handicap, wird aber spätesten auf offenen Schießplätzen oder im Revier zu einem echten Ausscheidungsgrund. Auch muss der Aufbau in einem bestimmten Abstand vor der Mündung erfolgen, was bautechnisch oder aufgrund von Sicherheitsbestimmungen nicht immer möglich sein wird. Spätestens wenn auf den Nachbarbahnen bereits geschossen wird, würde dies zum Risiko werden. Für den Aufbau wäre wiederum ein zusätzlicher Tisch oder ein Stativ erforderlich. Auch ist ein Zielen auf verschiedene Scheiben nicht mehr möglich, da die Lichtschranken genau durchschossen werden müssen.
Drittens:
Der Magnetismus kommt beim MagnetoSpeed zum Einsatz. Das Gerät vom Unternehmen MagnetoSpeed LLC aus Austin, Texas ist leicht, kompakt und benötigt keine externe Stromversorgung. Es ist licht- und wetterunabhängig und wird direkt an der Mündung angebracht. Daher ist kein Stativ erforderlich und der Schwenkbereich wird nicht eingeschränkt. Nachteil ist eine m.E. schlechte Siebensegment-Anzeige und eine umständliche Menüführung, zumindest in der „Sporter“ Version.
Viertens:
Der norwegischen Hersteller Steinert Sensing Systems AS ermittelt seinen Wert durch den Geschossknall. Hier wird die Druckwelle, die durch den Überschallknall beim Schuss verursacht wird, zur Messung genutzt. In Schussrichtung ist diese Druckwelle genauso schnell wie das Projektil selbst.
Von Vorteil sind geringes Gewicht und Größe, sowie keine externe Stromversorgung. Ebenso wie das MagnetoSpeed kann der SuperChrono® Acoustic Shooting Chronograph auch im offenen Gelände genutzt werden.
Nachteil, auch hier wird ein Stativ benötigt und das Gerät muss relativ genau zur Geschossflugbahn ausgerichtet sein. Auch frage ich mich ob die Schüsse von den Nebenbahnen durch ihre Druckwellen Störsignale verursachen, die meine Messergebnisse verfälschen würden.
Meine Kaufentscheidung
Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile wurde eine Kaufentscheidung für das MagnetoSpeed getroffen. Allerdings nicht für die Sporter sondern für die V3 Version. Die Anzeigeeinheit mit LCD Display und auch die Menüführung scheinen einfach besser zu sein.
Es bleibt abzuwarten inwieweit sich exakte V0 Messergebnisse in Verbindung mit dem Kestrel auf die Trefferergebnisse auswirken werden. Weiter sollen nun die genutzten Waffe/ Munition Kombinationen ausgemessen werden. Mit diesen Ergebnissen geht es dann wieder auf 300m und dann wird sich zeigen, ob sich die Investition gelohnt hat.
Bildquellen:
Beitragsbild: Copyright 2015 © All Rights Reserved by Herra Kuulapaa High Speed Ballistics Photography
Übrige Bilder siehe Bildunterschrift
Text: Frank „Lulu“ Ludwig